Aufstieg und Fall des ausserordentlichen Simon Snow - Rezension



Aufstieg und Fall des ausserordentlichen Simon Snow

Cover vom dtv Verlag
Im englischen Original „Carry On“
Rainbow Rowell
Ca 505 Seiten, Hardcover
dtv

 

Inhalt (spoilerfrei)

In der renommierten Zauberschule Watford lernen junge Hexen und Zauberer aus den unterschiedlichsten Zauberfamilien Grossbritanniens die genaue Kunst der Magie.
Einer davon ist Simon Snow, auch bekannt als der Auserwählte, denn er ist der mächtigste Zauberer der Welt. Trotzdem kann er seine Ausbildung nicht wirklich geniessen, immer wieder schickt der Heimtückische Schatten dunkle Wesen, die ihn und die ganze Schule angreifen. Dabei geraten er und seine Freundinnen Penelope und Agatha öfters in grosse Schwierigkeiten. Doch der Schatten ist nicht die einzige Gefahr der sich Simon stellen muss. Die alten Familien begehren gegen den Magier, den Leiter der Zauberergemeinschaft und Simons Mentor, auf und wollen selbst wieder an die Macht kommen.
Dazu kommt, dass Simon sich seit Jahren ein Zimmer mit Tyrannius Basilton Pitch, einem snobistischen Nachkommen aus einer dieser alten Familien, dazu, so ist sich Simon sicher, ein Vampir, teilen muss.
An ein aussergewöhnliches Leben hat sich Simon also schon gewöhnt, als ihn dann Baz aber plötzlich um Hilfe bittet und die Angriffe des Schattens immer schlimmer werden, wird alles noch einmal verrückter.


Meine Meinung zu diesem Buch (spoilerfrei)

Beim Lesen von „Aufstieg und Fall des ausserordentlichen Simon Snow“ merkt man, dass Rainbow Rowell eine Contemporary Autorin ist. Dieses Buch ist zwar eigentlich dem Genre Fantasy zuzuordnen, es lebt aber ganz eindeutig von seinen Figuren. Rainbow Rowell ist unglaublich talentiert drin, Gefühle, und auch Freundschaft und Liebe (besonders auch Homosexualität), realistisch zu beschreiben und ihre Figuren wachsen einem sofort ans Herz. Auch die wichtigsten Wendungen in der Geschichte hat sie geschickt, um die Figuren herum, gewoben.
Mir gefällt diese Art von Buch sehr gut, auf der anderen Seite sucht man hier vergebens ausgeklügelte Fantasywelten und auch aus den ersten Jahren von Simons Ausbildung hört man wenig.
Wenn man eine Beschreibung dieses Buches hört, denkt man wohl sofort an Harry Potter. Die Welt und viele der Figuren ähneln tatsächlich denen, die J.K. Rowling geschaffen hat. „Aufstieg und Fall des ausserordentlichen Simon Snow“ ist, zumindest in meinen Augen, eine Homage an die klassischen Heldengeschichten, die wir kennen und lieben. Die „Auserwählten“, die gegen die „Bösen“ kämpfen müssen, dieses Schema greift Rainbow Rowell hier auch auf, sie bricht aber mit den Konventionen dieser Bücher. Man könnte es fast schon für eine Parodie halten, wenn man nicht die Liebe herauslesen könnte, die Frau Rowell für diese Geschichten und auch für Simon und seine Freunde hegt.
Für mich waren die ersten 150 Seiten zwar unterhaltsam, gepackt hat es mich aber erst danach, aber dann so richtig. Die Geschichte wird aus verschiedenen POVs (Point of Views) erzählt und dementsprechend sind die Kapitel meist auch sehr kurz. Solche kurzen Kapitel helfen meinem Lesefluss extrem und vor allem gegen Schluss hat sich dieser Effekt noch verstärkt.

„Aufstieg und Fall des ausserordentlichen Simon Snow“ ist nicht unbedingt für hardcore Fantasy Fans, die gerne von epischen Schlachten lesen, aber Lesern, die, wie ich, Geschichten mögen, die von ihren Figuren leben, kann ich  dieses Buch von Herzen empfehlen. Auf Goodreads habe ich 5 Sterne vergeben.


An dieser Stelle, danke ich dem dtv Verlag, der mir ein Rezensionsexemplar geschickt hat. Ich habe mich sehr gefreut, als ich es bei Vorablesen.de gewonnen habe.

Wer gerne noch ein bisschen mehr über Simon erfahren möchte, dem lege ich „Fangirl“ von Rainbow Rowell, ans Herzen. Dort geht es um Cath, die gerne Fanfiction über Simon und Baz schreibt.


Ein paar Gedanken zur Geschichte (Achtung Spoiler)

Ich glaube ich kann meine Gedanken  am besten ordnen, wenn ich auf die Personen eingehe.
Wir haben natürlich Simon Snow, den Auserwählten. Obwohl Simon die Hauptfigur ist habe im Laufe der Geschichte sehr wenig über ihn gelernt. Auf der anderen Seite ist das bei vielen Geschichten der Fall. Simon hat ein grosses Ehrgefühl und da er in Waisenhäusern aufwuchs, hängt er sehr an Watford und an seinen Freunden. Und Simon liebt Essen. Dazu kommt, dass man wenig bis gar nichts aus seiner Kindheit weiss. Simon lernen wir dadurch kennen, dass Baz unglaublich wichtig für ihn ist, anfangs weil er glaubt ihn zu hassen, später, weil er sich in ihn verliebt.
Simon ist ein wenig, wie sein Buch; er lebt von Gefühlen. Seine Freundschaft zu Penny ist richtig greifbar. Man fühlt, wie sie sich gegenseitig absolut vertrauen.

Das bringt mich auch schon zu Penny, oder Penelope Bunce, wie sie mit vollem Namen heisst. Penny ist einerseits klug und begabt, sie ist aber auch ein wenig ausgeflippt und ergänzt Simon perfekt. Und ich glaube auch, dass Simon sich glücklich schätzen kann, Penny zu besten Freundin zu haben.

Agathas und Simons Beziehung ist da ganz anders. Man fühlt sofort, dass die beiden mehr durch die Vergangenheit verbunden sind, als durch die Zukunft. Irgendwie hängt Simon an ihr, aber wohl hauptsächlich weil er, wie ich es oben beschrieben habe, eine beständige Zuflucht sucht, die ihm ihre Familie bieten kann, anders als die Waisenhäuser.
Obwohl ihre Beziehung von Anfang an schon sehr am Boden ist, sind die beiden doch ungewöhnlich ehrlich miteinander. Und das macht es für mich angenehm, darüber zu lesen. Oft wird dieses Szenario einer kaputten Beziehung in Geschichten verwendet, um Spannung aufzubauen, denn damit wird meist verhindert, dass der Held mit seiner wahren Liebe zusammen kommt, hier ist das nicht der Fall. Eine weiter Konvention die Rainbow Rowell bricht. Simon und Agatha bleiben auch nicht Freunde, denn das was ihre Beziehung zerbrechen liess, war dass sie komplett andere Einstellungen zum Leben haben.
Zum Schluss möchte ich nun zu meiner absoluten Lieblingsfigur kommen, Baz.
Baz ist unglaublich, er ist klug und sarkastisch, aber auch sehr ehrlich mit sich selbst. Lange Zeit wird er als böse dargestellt, wie es halt so gemacht wird, in Büchern. Aber immer mehr wird klar, dass keine Figur in diesem Buch wirklich gut oder böse ist und dieses Spiel mit der Verwirrung von diesen beiden Seiten macht dieses Buch so gut.
Baz und Simons Liebesgeschichte ist mit Abstand die beste, die ich dieses Jahr, vielleicht auch in meinem ganzen Leben, gelesen habe. Die Obsession, der beiden, für den jeweils anderen, die Streitereien, die dann zu Liebe und Zuneigung werden, sind wunderschön beschrieben und ich wünsche jedem Menschen einen eigenen Tyrannius Basilton Pitch.

Bild von meinem Instagram Profil @reading_joelle

Joëlle 


Ihr findet mich auch auf Instagram.

Kommentare

Beliebte Posts