Wacholdersommer - Rezension
Cover vom cbt Verlag |
Wacholdersommer
Antje Babendererde
316 Seiten, Taschenbuch
cbt Verlag
Inhalt
Kaye Kingley lebt
im Südwesten der USA im Reservat der Navajo. Ihre Mutter Sophie war eine
Navajo. Ihr Vater hingegen, ist ein Weisser. Kaye wächst auf mit ihrer Familie
und ihrem Freund Will. Will und Kaye verbringen viel Zeit miteinander, bis
Wills Vater, John, Will auf ein Internat schickt. Dort scheint er sehr
unglücklich zu sein, und auf einmal muss er ins Gefängnis.
Kayes Leben
hingegen geht weiter und fünf Jahre vergehen, bis Will plötzlich wieder vor ihr
steht. Doch was hat Will so sehr verändert und kann er dem bösen indianischen
Geist Kojote entkommen, der ihn zu verfolgen scheint?
Meine Meinung zu diesem Buch
Vielleicht muss ich
vorab etwas klarstellen. Ich bin keine Ureinwohnerin Amerikas, ich habe kein
Hintergrundwissen über ihre Kultur und kann deshalb deren Darstellung in diesem
Buch nur sehr subjektiv beurteilen.
Aber jetzt zu
meiner Meinung zu „Wacholdersommer“.
Schon früh merkt
man, dass Will eine sehr undurchsichtige Person ist, die ein wenig düster und
sehr reserviert wirkt. Im Laufe der Geschichte wird eine gewisse Reserviertheit
auch als navajo, also als typisch für dieses Volk, bezeichnet.
Aber Wills Gefühle
lassen sich sicher stark auf seine Zeit im Gefängnis zurückführen und mir
gefiel, wie ein solches Erlebnis, als lebensverändernd dargestellt wurde.
Dieses schwierige
Verhältnis zwischen Kaye und Will, der gerade erst zurückgekommen ist, macht
einen grossen Teil der Spannung zu Beginn des Buches aus.
Kaye möchte man
liebsten direkt wieder anknüpfen, an die Zeit, die sie früher mit Will
verbracht hat und empfindet ihre Beziehung immer noch als sehr eng, Will
hingegen versucht Abstand zu halten. Als Leserin war es für mich schwierig die
Beziehung, die die beiden haben, zu begreifen, denn ein grosser Teil davon
basiert auf einer gemeinsamen Vergangenheit. Am Anfang der Geschichte fehlt es
aber an Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren.
Zum Zeitpunkt der
Handlung ist Kaye 17 Jahre alt und Will etwas älter, Kaye hat sich, in meinen
Augen, nicht immer ihrem Alter entsprechend verhalten. Oft wirkte sie sehr
erwachsen und eigenständig, andererseits hat sie ihrem Vater die ganze Zeit
gesagt, sie werde Will heiraten und Kinder mit ihm haben, auch zu einem
Zeitpunkt, zu dem Will scheinbar nichts von ihr wissen wollte. Denn Will hatte
ihr vor Jahren einmal versprochen sie zu heiraten, mit elf Jahren oder so.
Diese Kombination
aus erstem Verhalten und auch sehr ernster, erwachsener Sprechweise
(wahrscheinlich angehaucht von der Navajo Kultur) und einem eher kindlichen
Festklammern an ihrem Kindheitsfreund Will, ergibt kein schlüssiges Bild.
Wie sich die
Geschichte dann entwickelt und die Handlung ins Rollen kommt, fand ich sehr
gut, mich interessiert das Reservat, als Handlungsort, auch sehr.
Antje Babendererde
hat schon viele Bücher über Indianer geschrieben und ich denke sie kennt sich
dementsprechend auch mit der Thematik aus. In „Wacholdersommer“ wurden viele
Konflikte angesprochen, in denen sich die Indiander, insbesondere die Navajos,
befinden. Etwa die unterschiedlichen Kulturen der weissen Amerikanern und der
Ureinwohner, oder auch die Probleme, wie Alkohol- und Drogenkonsum, die die Armut mit sich
bringt.
Der Schreibstil war
nicht schlecht, bei einigen Beschreibungen der Landschaft oder von Personen hat
Antje Babendererde sich aber immer wieder wiederholt.
Wer Lust hat auf
eine etwas andere Sommerlektüre, der soll gerne zu „Wacholdersommer“ greifen,
ich habe es gerne gelesen und auf Goodreads 3 von 5 Sternen gegeben.
Ich habe dieses
Buch von cbt Verlag erhalten, im Austausch für eine ehrliche Rezension. Vielen
Dank an dieser Stelle dafür.
Ich habe jetzt noch
zwei Punkte, die ich ansprechen möchte, sie spoilern aber die Romanhandlung ein
wenig.
Bei vielen
Jugendbüchern, in denen eine Figur mit psychischen Problemen zu kämpfen hat,
werden „Love interests“ als Retter eingesetzt. Das vermittelt sehr falsche
Ideen, denn nicht immer kann man eine Person mit Liebe retten oder heilen. Oft
wird dabei auch eine dysfunktionale Beziehung romantisiert.
In
„Wacholdersommer“ gab es sicherlich Potential für einen solchen Fehler. Auch
wenn Will nicht im klassischen Sinne eine psychische Krankheit hatte, so war er
doch vom Gefängnis und seiner Tat gezeichnet. Meiner Meinung nach, wurden diese
Fehler hier aber nicht gemacht, denn Kaye klammert sich zwar stark an Will, sie
ist aber trotzdem eine starke Frau und sagt ihm lautstark ihre Meinung. Auch gibt
sie Will bloss die Möglichkeit dazu, mit ihr über seine Erlebnisse zu reden.
Die eigentliche Heilung erlebt Will durch ein Heilritual.
Mein zweiter Punkt
ist die Handlung in der zweiten Hälfte des Buches, die Kunstdiebe.
Wie schon
angedeutet, ich bin keine Expertin, aber mir kam es sehr klischeehaft vor, dass
zwei weisse, geldgierige Männer aufgetaucht sind, die dann Wandmalereien
gestohlen haben und keine Skrupel hatten, dabei auch Menschen zu verletzen.
Nicht nur war
dieser Teil eher irrelevant für die eigentliche Handlung, die Beziehung von
Will und Kaye, sie wirkte auch sehr übertrieben.
Man hat auch gut
gemerkt, dass Frau Babendererde diese beiden Handlungen nicht wirklich vereinen
konnte, denn kaum hatten Kaye und Will die Anzeige aufgegeben, hatten sie
nichts mehr mit den Ermittlungen zu tun und diese liefen problemlos ab.
Abgesehen davon, dass am Ende alle Beteiligten tot waren, was auch eher
unglaubwürdig war.
Joëlle
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